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Unternehmensbewertungen in Zeiten von Inflation und Zinserhöhungen

Preisentwicklung 2008 – 2022

 

Inflation und kein Ende

  • Ein Großteil aller Volkswirtschaften ist von einem Angebotsschock betroffen.
  • Die Gründe: Corona-Maßnahmen wie Lockdowns in China, coronabedingte Personalausfälle, Lieferkettenprobleme etc.
  • Der Ukraine-Krieg verstärkt die Knappheit einiger Güter, u.a. aufgrund von Sanktionen. Zudem hat er die Energiepolitik in Europa nachhaltig tangiert – Energiepreise verteuerten sich stetig.
  • Die Konsequenz: Weltweit steigen die Inflationsraten. In der EU erreichte die Inflationsrate im Mai 2022 +7,9% gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt.
  • Das Ende der Fahnenstange ist vermutlich noch nicht erreicht: Die Inflation der Erzeugerpreise, der Großhandelspreise und der Importpreise erreichten im Mai 2022 neue Höchststände. Beispielsweise stiegen die Erzeugerpreise um +33,6% gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Erzeugerpreise gelten als Frühindikator für die Inflationsrate für Verbraucher.

Steigende Zinsen voraus

  • Die rasant gestiegenen Inflationsraten zwingen Notenbanken zum Handeln. Der Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik vollzieht sich in Europa noch schleppend, während er in den USA bereits voll im Gange ist. Doch auch die EZB hat für den Sommer Zinserhöhungen in Aussicht gestellt.
  • Höhere Zinsen, die Reduktion oder Beendigung von Anleihekäufen sowie der Abbau der Notenbankbilanzen sollen die Inflation dämpfen.
  • Bestenfalls soll eine Lohn-Preis-Spirale, die sich schon jetzt an den Forderungen der Gewerkschaften erahnen lässt, verhindert und Preiswertstabilität wiederhergestellt werden.

Einfluss der Inflation auf den Unternehmenswert

  • Bei der Unternehmensbewertung wird vielfach auf Erfolgsgrößen wie EBITDA oder EBIT abgestellt.
  • Höhere Kosten für Inputfaktoren wie Vorprodukte, Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, insbesondere Energie, sowie steigende Löhne und Gehälter belasten die Margen, das EBITDA und EBIT des Unternehmens.
  • Gelingt eine Weitergabe der gestiegenen Kosten an Kunden durch höhere Preise nicht, hätte dies einen negativen Effekt auf EBITDA, EBIT und somit auch den Unternehmenswert
  • Dies unterstreicht die Bedeutung von „Pricing-Strategien“ im aktuellen Umfeld. Zumal die Kommunikation von Preissteigerungen derzeit sehr glaubwürdig.
  • Können gestiegene Kosten durch Preiserhöhungen ausgeglichen werden, kann der Unternehmenswert ceteris paribus stabil gehalten werden.

Einfluss steigender Zinsen auf den Unternehmenswert

  • Neben den Erfolgsgrößen spielt vereinfacht ausgedrückt auch die Höhe des Erfolgsmultiplikators eine entscheidende Rolle bei der Unternehmensbewertung.
  • Die bei der Unternehmensbewertung angewendeten Multiplikatoren, z.B. Enterprise Value/EBITDA und Enterprise Value/Umsatz haben sich in den vergangen Jahren durch günstige Zinsen tendenziell ausgeweitet.
  • Es ist davon auszugehen, dass eben diese Multiplikatoren bei steigenden Zinsen kontrahieren, d.h. sinken werden. Dies konnte in den ersten Monaten dieses Jahres bereits in der Realität beobachtet werden, z.B. auch an sinkenden Börsenkursen. Siehe hierzu z.B. auch Industrial Technology Index vom 11.05.2022.

Fazit

  • Das Angebot ist knapp, die Inflation ist auf einem neuen Hoch angekommen und die Zinsen werden vermutlich weiter steigen. Unternehmensbewertungen könnten ergebnisseitig und durch kontrahierende Bewertungsmultiplikatoren unter Druck geraten.
  • Auch wenn das aktuelle Umfeld von Herausforderungen geprägt ist, gibt es für Unternehmer einige Reaktionsmöglichkeiten bzw. Lösungsansätze.
  • Beispielsweise lässt sich der Effekt von gestiegenen Kosten durch Pricing-Strategien abfedern.
  • Bewertungsmultiplikatoren hingegen können durch geschickte Zukäufe gestützt werden.
  • Auch die Positionierung bei innovativen Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit/ESG, Technologie, Automatisierung etc. wirkt sich tendenziell positiv aus.
  • Noch sind die Finanzierungskosten trotz des Anstiegs der letzten Monate historisch betrachtet niedrig. Unternehmensverkäufer können im aktuellen Umfeld noch gut Nachfolgeregelungen vereinbaren und sich verhältnismäßig hohe Bewertungsniveaus sichern.
  • Gleichfalls wird die vertikale Integration wieder bedeutsamer. Bereits heute sichern sich Unternehmen durch Zukäufe im Energiebereich ihre Unabhängigkeit, z.B. durch Beteiligungen an Windparks.

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